Ein wahrhaftiger Feueralarm in einem Einkaufscenter ist ein Alptraum – aber auch „einfache“ Fehlalarme haben katastrophale Folgen: Erstens natürlich für Kunden und Personal, die ja vom Ernstfall ausgehen müssen. Zweitens, auf andere Art, für den Betreiber der Immobilie:

Fehlalarme verursachen Imageschäden und oft erhebliche Schadenersatzforderungen der Ladeninhaber. Eine einstündige Räumung kann in der Summe ohne weiteres mit Umsatzeinbußen im oberen fünfstelligen Bereich einhergehen.

Mit welchen Mitteln kann den kostspieligen und zugleich personengefährdenden Fehlalarmen vorgebeugt werden?

Bei einem unserer letzten Aufträge für Brandfalldurchsagen für eine bedeutende Großstadt-Einkaufs-Mall waren wir intensiv mit dem Thema befasst.

Wie lassen sich also die Gefahren von Fehlalarmen verringern?

1. Der erste Fokus richtet sich natürlich auf die Brandmeldeanlage (BMA) – umso präziser diese dimensioniert und instandgehalten wird, desto geringer die potentielle Häufigkeit der Fehlauslösung.

2. Aber dennoch: Fehlauslösungen lassen sich systembedingt nicht vermeiden. Also richtet sich der zweite Blick auf die Evakuierungslogistik: Lässt sich eine unnötige Evakuierung bei erster BMA-Detektionsmeldung verantwortungsbewusst verzögern, bis die Plausibiltät geprüft ist?

Die Entscheidung über den Ablauf trifft i.d.R. die Bauaufsicht. In unserem Projekt ging das genehmigte Konzept unmittelbar mit speziellen Sprachdurchsagen der SAA-Sprachalarmierung einher:

Intelligentes Staffel-Konzept

– Nach Auslösen der BMA wird das Einkaufszentrum nicht sofort evakuiert, es gibt noch keine öffentliche Brandfalldurchsage. Sofort ausgelöst werden aber einzelne Sicherheitsfunktionen (Fahrstuhl-Deaktivierung, Rolltreppenstopp, Entrauchung etc.)

– Die BMA triggert allerdings direkt eine sofortige Vorwarnungs-Durchsage: Die SAA-Anlage überträgt eine mehrsprachige Hinweis-Durchsage, die auf eine Störung und den Rolltreppen- und Fahrstuhlstopp hinweist, aber auch beruhigend erklärt, dass die Kunden ihre Einkäufe weiter fortgesetzen können – und: es wird um Aufmerksamkeit für nachfolgende Ansagen (!) gebeten.

– Parallel werden die Haustechniker alarmiert. Sie können sofort – in einem knapp bemessenen Zeitfenster – prüfen, ob ein Brandereignis besteht. Der Feuerwehr liegt zeitgleich die Voralarm-Meldung vor.

– Erweist sich der Alarm als unbegründet, kann die Alarmauslösung manuell gestoppt werden. Die SAA-Lautsprecheranlage sendet eine freundliche Lautsprecherdurchsage, die die Kunden über das Ende der Störung informiert. Der Betrieb wurde in diesem Fall nur gering beeinträchtigt.

– erst wenn der Brand bestätigt oder aber die knappe Prüf-Karenzzeit abgelaufen ist, wird manuell oder automatisch die mehrsprachige Brandfalldurchsage in das gesamte Haus übertragen und die vollständige Evakuierung durchgeführt.

Positives Fazit

Mit diesem gestaffelten Konzept wird eine vorschnelle Evakuierung und unangemessene Beunruhigung der Kundschaft vermieden.

Dennoch werden die ersten Sekunden bereits genutzt: alle betroffenen Personen werden durch eine feinfühlig formulierte und gesprochene Voralarmdurchsage angemessen informiert und in einen aufmerksamen Zustand versetzt.

Wenn sich aber der Brandfall als real erweist, erreicht die dann eingespielte normgerechte Brandfalldurchsage vorbereitete Ohren, und es können beschleunigte Reaktionen der Kunden und rasche Evakuierung erwartet werden.

War es allerdings eine Fehldetektion, kann mit diesem sehr verantwortungsbewussten Verfahren die folgenreiche schwere Störung des Betriebs verhindert werden. Es wird sowohl der ökonomische Schaden durch eine Evakuierung verhindert, als auch Angstgefühle und die immer bestehenden Verletzungsgefahren für die Flüchtenden.

Leitsatz der Norm ist allgemeingültig

Sowohl die eigentliche Brandfalldurchsage – als auch die Voralarm- und Entwarnungs-Durchsagen – gestalteten wir u.a. gemäß einem zentralen Leitsatz der DIN 0833-4, der nicht oft genug in Erinnerung gerufen werden kann:

„Klare Informationen … konkrete Handlungsanweisungen … Je besser die Informationen und Anweisungen, desto besser ist dementsprechend auch das Verhalten der Personen.“

(Zitiert aus: DIN VDE 0833-4, Anhang H).